NAJI HAKIM
NAJI HAKIM

Die Orgelwerke von Naji Hakim - Thematische Quellen

Ich liebe diese farbenreiche Welt

Die Orgelwerke von Naji Hakim - Thematische Quellen

I. Einleitung

Vor einigen Monaten hat Herr Hans-Georg Vleugels mich eingeladen, ein Orgelsolo zu komponieren, welches „Eine musikalische Reise aus Beirut über Istanbul und Paris nach … Hardheim!“ wiederspiegelt. Während ich mich mit großem Interesse dieser Idee widmete, welche meine eigene Geschichte als ein im Libanon geborener, in Paris lebender und weltreisender Bürger wiederspiegelt, stellte mir mein Freund, Pastor Hanne Margrethe Tougaard, ein wunderschönes dänisches Volkslied mit dem Titel „Jeg elsker den brogede verdern – Ich liebe diese farbenreiche Welt“ vor. Sowohl die Melodie als auch der Liedtext wurden für mich zur Inspiration für das Stück, welches Sie in dem heutigen Konzert hören werden. Es besteht aus zwei Stücken: einem Präludium, welches sich zu einer poetischen und ausdrucksstarken Ausschmückung der Melodie mit Flöten und der voix céleste entwickelt, und einer rhythmischen, gewaltigen und fröhlichen Tanz-Toccata

Neben der Tatsache, dass diese Arbeit die farbenfrohen Gehäuse und Klänge der Vleugels Orgeln ehrt, unterstreicht sie philosophisch die Entwicklung meiner Musik, welche tief in meinem Glauben verwurzelt ist, der Herrlichkeit Gottes und der Freude der Menschheit gewidmet ist, und welche von verschiedenen Kulturen, religiösen und ethnischen Quellen inspiriert wurde.

Hier sind einige Beispiele meiner Arbeit, welche ich nach ihrer Hauptinspirationsquelle eingeteilt habe:

  • Gregorianischen Gesang
  • Maronitischen Gesang
  • Lutherischen Choral
  • Dänische Hymnen
  • Volkstümliche Lieder
  • Die heilige Schrift
  • Poesie anderer Komponisten

II. Orgelwerke und thematische Quellen

1. Gregorianische Choräle

Die Kunst von Tournemire und Langlais, und die Lehren des letzteren, stellten eine gute Einführung sowohl in die melodischen und rhythmischen Seiten als auch in die harmonischen Möglichkeiten des gregorianischen Gesangs dar. Schon seit meinen sehr frühen Werken wie der „Symphonie en Trois Mouvements“ oder „The Embrace of Fire“ bis hin zu neueren Werken wie der symphonischen Suite „Le Bien-Aimé“ oder „Salve Regina“ ist das Zitieren oder Entwickeln einfacher Liedmelodien ein regelmäßiges Verfahren in meinen Kompositionen.

Die Umschreibung des Antiphon (Wechselgesanges) für die Jungfrau, Salve Regina, beruht auf dem einstimmigen Gesangsmotiv. Die gregorianische Melodie bleibt unverän-dert, sie entwickelt sich langsam über einer ausdrucksstarken Harmonie. Der Text des Gebetes ist/wird durch den medita-tiven, weichen und friedlichen Charakter unterstrichen.

2. Maronitische Choräle

Vor meinem libanesischen musikalischen Hintergrund lassen sich zwei Hauptquellen ausmachen: volkstümliche Lieder und maronitische Gesänge. Maronitische Choräle stellen das libanesische Äquivalent zu gregorianischen Chorälen dar. Diese beiden Quellen versorgten mich mit thematischem Material und den typischen mittelöstlichen Melismen, Tonleitern und unregelmäßigen Taktmaßen.

Als ein Beispiel der Nutzung maronitischer Gesänge in meinen Orgelwerken möchte ich hier Aalaiki´ssalaam (Variationen über ein libanesisches Thema) erwähnen. Dieses Werk ist von den tragischen Geschehnissen, welche sich im Sommer 2006 im Mittleren Osten, insbesondere im Libanon, ereigneten, inspiriert und soll ein Zeugnis für Friede und Freude sein. Es folgt der theologischen und musikalischen Linie eines meiner anderen Werke Die Taube (für Tenor und Streicherquartett) und findet sich wieder in Pastor Hanne Margrethe Thougaard´s Einleitung für die gleiche Arbeit: „Lad Guds melodi klinge i jer og lede jeres fodder in dpa fredes vej“. 

 

(Lass Gottes Melodie laut in dir erklingen und sie deine Füße in die Wege des Friedens leiten.) Aalaiki´ssalaam, „Friede sei mit dir“, ist eine marianisch maronitische Melodie, die sich in einem Satz von 7 Variationen entwickelt. Die erste Variation ist eine fröhliche, melismatische Ausschmückung in gegen-sätzlichen „Modi“. Die Variationen 2 und 3 fahren fort mit einem rhythmischen Ostinato oder Aksak Rhythmus (3+3+2) als harmonischer Rahmen um die Melodie; sie stehen in Zusammenhang mit einer kraftvollen und dunklen Marcia (Variation 4). Auf eine ausdrucksstarke Harmonisation in der Mitte des Werkes folgt ein fröhliches Arpeggio. Variation 7 ist in drei Teile gegliedert, welche von einer anfänglichen Habanera durch eine tonale, rhythmische und dynamische Abstufung in einer blendenden und frohmutigen Coda explodieren.

3. Lutherischer Choral

Sei es durch Bachs Harmonisierungen oder seine Choral-präludien, bin ich wie die meisten Organisten mit dem lutherischen Choral sehr vertraut. Als ich zwischen 1985 und meinem Ruf an La Trinité Organist der Sacré-Coeur Basilika war, musste ich alle Orgel Voluntaries spielen und sämtliches Gesangsrepertoire begleiten, zu dem sowohl gregorianische Kirchengesänge und das traditionelle französische Spektrum, als auch französische Überarbeitungen von Chorälen gehörten.

Mein Orgelwerk „Mit seinem Geist und Gaben“ (übrigens uraufgeführt von Heike Ittmann auf der Vleugels-Orgel in der evangelischen Domkirche zu Lampertheim, 29.10.2006) veranschaulicht, wie ich den lutherischen Choral verwende. Es basiert auf dem Choral „Ein´ feste Burg ist unser Gott“ von Martin Luther und dem Psalm 46 und erschließt eine Reihe von 8 Variationen. Der Eröffnungssatz explodiert mit einer toccata-ähnlichen Struktur voll überfließender Freude. Die zweite Variation ist eine ausdrucksstarke Ausschmückung der Melodie im Sopran. Variation 3 ist rechts eine Harmonisation des Chorals, begleitet von einem perpetuum mobile in der linken Hand, welches den Fluss, der in Psalm 46, 5 hervortritt, beschreibt. Das Bild des Stromes wird in Variation 4 durch eine anmutig fließende Entwicklung der Melodie wieder hervorgerufen. Variation 5 ist eine friedliche Meditation mit der Melodie in der linken Hand. Ganz im Gegensatz dazu steht die sehr lebhafte 5. Variaton mit ihren opulenten Arpeggien als ein unauslöschlich starker Strom; sie gipfelt in einem heiteren Glockenspiel, welches Freude ausstrahlt. Variation 7 ist eine besinnliche Choralharmonisation. Die abschließende Variation ruft den Anfang mit seinen heiteren und tanzenden Chorälen wieder in Erinnerung.

4. Dänische Hymnen

Ich habe es meinen Freunden, Hanne Margrethe Tougaard und Flemming Chr. Hansen, Pastor und Organist an der Sakskøbing Kirche in Dänemark, zu verdanken, dass ich mit einer weiteren melodischen, poetischen und spirituellen Quelle vertraut wurde - den dänischen Hymnen. Diese haben mich schon zu einigen Orgelwerken inspiriert, darunter Sakskøbing Præludier, welches zwölf Hymnen umschreibt, All My Founts Shall Be With You, eine Reihe von Variationen über die Hymne „Alle mine kilder skal være hos dig“ und mein Concerto Nr. 4 für Orgel und Kammerensemble, „Det strømmende og uudslukkelige“ (Das Strömende und Unauslöschliche), welches unter anderem einige dänische Hymnen an den Heiligen Geist entwickelt. 

"Det strømmende og uudslukkelige..." (Das Strömende und Unauslöschliche) ist ein Konzert für Orgel und Kammer-ensemble. Der Titel bezieht sich auf den Heiligen Geist als strömende und unauslöschliche Quelle des ewigen Lebens.

Die Komposition hält die Struktur des klassischen Konzertes ein, das aus drei Sätzen besteht:

    1. Strømmende (strömend) :  Ritmico

    2. Sorrig og glæde (Kummer und Freude) :  Andante

    3. Uudslukkelig (Unauslöschlich) : Allegro con fuoco

Der eröffnende Satz, Strømmende, basiert auf zwei Themen aus meinen anderen Werken: Det strømmende... Kanon für zwei Stimmen (2005) über einen Text von Pastor Hanne Margrethe Tougaard und Capriccio für Violine und Orgel (2004). Der abschließende Vers aus Pastor Tougaard´s Text « Guds Ånd er Liv » (Der Geist Gottes ist das Leben) ist der point de départ des ganzen Konzertes. 

Das Motiv des Capriccio ist ein Aufruf an die ”Geliebten”, an das Bild von Gott unter uns. Die Art der Gestaltung verbindet die Grundsätze von Variation und Sonate in ihren gegensätzlichen Strukturen und Stimmungslagen (dynamisch, singend, ausdrucksstark, lebendig, witzig).

Der zweite Satz basiert auf der dänischen Hymne Sorrig og glæde, ein Volkslied (ca. 1670) mit einem Text von Thomas Kingo (1681). Die Musik stellt hier den Gegensatz  zwischen dem Leben auf Erden und dem ewigen Leben im Himmel dar. Die verschiedenen Variationen dieses Satzes (ausdrucksstark, ausschmückend, polyphon), bezeichnen sowohl tonal als auch in Bezug auf das Tempo eine grundsätzlich aufsteigende Entwicklung.

Das Konzert erreicht in dem tanzenden und fröhlichen Schlusssatz Uudslukkelig seinen Höhepunkt. Es ist als eine polythematische Rondo-Sonate auf der Grundlage von Dänischen Hymnen konzipiert, von denen die meisten zu Ehren des Heiligen Geistes sind. Darunter findet man: Du, som går ud fra den levende Gud; Gud Helligånd, o kom!; Kom Gud Helligånd, kom brat; I al sin glans nu stråler solen; Se, nu stiger solen. Die zwei Motive des Eröffnungssatzes finden sich in der Coda wieder. Die Verbindung der Orgel mit dem Kammerensemble inspiriert die Vielfalt in den solistischen Teilen der meisten Instrumente.

 

 

5. Volkstümliche Lieder

Je mehr Zeit vergeht, um so mehr wird mir klar, dass der entscheidende musikalische Parameter die Melodie ist. Wie schon Charles Gounod gesagt hat: ”The melody, always the melody, here is the very unique secret of our art” (Es ist die Melodie, immer die Melodie, welche das einzigartige Geheimnis unserer Kunstform ausmacht). Auch wenn das 20. Jahrhundert ein Zeugnis einer bemitleidenswerten Vernach-lässigung der melodischen Parameter und dadurch eine Essenz der Form war, kann man das Erbe vergangener Jahrhunderte und das natürliche Bedürfnis nach einer melodischen Linie, welche die Rhetorik formt, nicht ignorieren. Wie gregorianische Gesänge oder lutherische Choräle sind volkstümliche Melodien auf der ganzen Welt ein Teil des Welterbes. Als ich über meine lebenslange „musikalische Reise von Beirut über Paris nach… Hardheim“ nachdachte, hatte ich die Möglichkeit, mit verschiedenen Arten von Folklore vertraut zu werden. Einige davon haben mich bezüglich meiner Kompositionen besonders beeinflusst, darunter die Elsässische, die Baskische, die Britische, die Dänische, die Lettische oder die Libanesische.

Bagatelle: Dieses lebendige und fröhliche Stück verbindet die Eigenschaften der Variation und der Sonatenform und basiert auf einem lettischen Volkslied.

 

 

Overture libanaise: Von der Stadt Ingolstadt in Auftrag gegeben, basiert dieses rhapsodische Stück auf mehreren libanesischen Volksliedern und macht Gebrauch von einigen Tonleitern und Rhythmen aus dem Nahen Osten. Auf den letzten Seiten wird auch die libanesische Nationalhymne zitiert.

6. Die Heilige Schrift

Viele meiner Arbeiten finden ihren Ursprung in der Heiligen Schrift. Mehrere Sätze haben einen  Bibelvers vorangestellt, umschreiben oder veranschaulichen seine Bilder. Glenalmond Suite ist eines dieser Stücke. Ich werde es auch heute Abend im Konzert spielen

Glenalmond Suite

Ebenso wie es eines Pfarrers  Aufgabe ist, die Gemeinde zu versammeln, und hinaus zu gehen, wie der gute Schafhirte, um das Schaf zu finden, welches vom rechten Weg abgekommen ist, so ist es die Aufgabe der Glocke, die Gläubigen zur gemeinsammen Zusammenkunft herbei zu rufen, die am weitesten Entferntern zu erreichen, die Schlummernden aufzuwecken und das Interesse der Desinteressierten zu wecken. Diese Suite basiert auf dem Glenalmond Glockenspiel (Glenalmond College Chapel, Schottland). Diese Musik erweitert das christliche Symbol von Glocken dahingehend, dass es nun genutzt wird, um biblische Zitate zu erläutern, welche sich auf den Guten Hirten beziehen. 

Der Eröffnungssatz, Strømmende (Strömend), entwickelt die Glockenspielmelodie im einem gesangsartigem Stil mit einer lebendigen Coda. Im zweiten Satz, Favnende (Umfassend), wird die Melodie mit ostinaten Figuren und dunklen harmonischen Farben verdeutlicht. Der mittlere Teil, das Scherzando, stellt eine klare diatonische Rekapitulation dar. Smilende (Lächelnd) ist von seinem leichten Aufbau und seiner Registration (Flöten 4’ und Manuale alleine) geprägt. Jublende (Jubelnde) ist ein weiter entwickelter Satz, welcher Rondo-Sonata und Variationen kombiniert.

7. Poesie

Musik ist das Verb des Unaussprechlichen. Sie kann naturgemäß alleine stehen. Sie kann aber auch eine Dehnung oder eine Heraufbeschwörung anderer Quellen wie Literatur, Poesie oder Malerei darstellen.

Rubaiyat (Quartette) ist eine aus vier Sätzen bestehende, symphonische Suite. Der Titel stammt von der Arbeit des persischen Poeten Omar Kháyyám. Der Eröffnungssatz, Deciso, stellt das komplette thematische Material der Arbeit in einer ternären Struktur in arabeskem Stil dar. Das Ostinato ist ein Ensemble freier Variationen über eine obsessive trochäische Zelle. Ein sehr rhythmisches und tanzendes Scherzo, Molto Vivac, kommt vor dem Schlussatz, Allegro agitato. Ein heftiger Ausdruck der Leidenschaft liegt der ganzen Arbeit zu Grunde. Der Komponist legt als Epigraph für jeden Satz ein Quartett von Omar Kháyyám zu Grunde. 

Es gibt zwei verschiedene Manuskripte dieser Arbeit: Das Erste wurde mit Tinte auf Pergament geschrieben, das Zweite in Farbe. Hierbei ist  jeder Satz in einer anderen Farbe geschrieben. Rubaiyat, was so viel wie Gedicht in vier Versen bedeutet, habe ich dahingehend umgesetzt, als dass ich die Zahl 4 als Anzahl der Themen nahm, als Anzahl der Sätze und als Zahl der verschiedenen Farben des zweiten Manuskripts.

8. Komponisten

Während meiner kompositorischen Entwicklung hatte ich mehrmals die Möglichkeit oder die Inspiration, verschiedener Komponisten, welche sehr großen Einfluss auf meine Arbeit hatten, zu huldigen. Diese waren nacheinander folgend Stravinsky, Messiaen, Gershwin, Bach und Langlais.

Huldigung an Igor Stravinsky1

Die Musik von Stravinsky hatte großen Einfluss auf mich. Auch wenn es bekannt ist, dass Stravinsky für die Orgel nicht unbedingt Hochachtung übrig hatte (''the monster never breathes!''), musste ich bei der Komposition dieser Arbeit vor allem an Stravinsky denken. Es ist in der Form eines Tryptichons dargestellt, dessen Sätze die Titel Prélude, Danse und  Final tragen. Auch wenn es keine direkten Zitate des russischen Komponisten gibt, findet man es jedoch immer wieder Hinweise auf Petruschka, den Feuervogel und Le Sacre du printemps, wie auch in dem generell nachahmenden Stil der Komposition. 

Große explosive Akkorde, treibende Rhythmen, die farbenfreudige Nutzung der tonalen Mittel der Orgel, Pandiatonizismen, Ostinati und ohrenbetäubende Geräuschlosigkeiten, welche sich alle vereinen, um ein belebendes Werk zu schaffen.

 

Le Tombeau d’Olivier Messiaen²

1993 folgte ich Messiaen als Organist der Kirche von La Trinité, Paris, nach, schrieb im selben Jahr dieses Triptychon und hatte seine erste Aufführung bei meinem Einführungskonzert. Es ist ein Akt der Huldigung an den Komponisten, da es sich auf seine musikalischen Techniken stützt und sogar von seinen Werken zitiert. Jedes Stück basiert auf einem Zitat des heiligen Paulus. Das erste beginnt mit zwei Versen aus dem Brief an die Philipper: “Auch jetzt, so wie bisher stets, wird Christus in aller Öffentlichkeit groß gemacht werden durch das, was mit mir geschieht, ob ich nun am Leben bleibe oder sterbe. Denn Leben, das ist für mich Christus; darum bringt Sterben für mich nur Gewinn.“ Das Leben und der Tod werden von zwei Motiven symbolisiert: für das Leben steht ein russisches Volkslied, welches Messiaen am Herzen lag, und für den Tod steht ein Teil des Choralgesanges des Ostervespers, Ego Dormivi, et somnun cepi. Die zwei Motive werden abwechselnd und mit großer Energie variiert. 

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1 World Premiere: by the composer, Royal Festival Hall, London, 31. Oktober 1984

2 World Premiere: by the composer, Inaugural Concert of the Grand Orgue in  La Trinité, Paris, 18. Oktober 1993

Tanzende Passagen stehen freien Rhythmen gegenüber und reiche, gesättigte Akkorde werden von reinen Melodiezeilen abgelöst.  Das zweite Stück ist viel langsamer und sanftmütiger. Das Zitat vom heiligen Paulus stammt erneut aus dem Brief an die Philipper: ”Ich danke meinem Gott jedes Mal, wenn ich beim Beten an euch denke. Jedes Gebet für euch – für alle! – wird mir erneut zum Dank und erfüllt mich mit Freude: Dank und Freude, dass ihr euch so eifrig für die gute Nachricht einsetzt”. Es gibt drei Teile, welche alle auf einer maronitischen Melodie aus dem Libanon basieren. Der Schlusssatz ist wie eine lebhafte, unbeständige Toccata mit brillianten Passagen sich rasch abwechselnder Hände und Füße. Es ist ein Akt der begeisterten Lobpreisung Gottes heiliger Dreifaltigkeit. Es wird eingeleitet durch zwei Verse des heiligen Paulus aus dem Brief an die Epheser: „der Lobpreis der Gnade, die er uns erwiesen hat durch Jesus Christus, seinen geliebten Sohn; Durch dessen Blut sind wir erlöst.“ Das Hauptthema stammt aus dem zweiten von Messiaens ´Trois Petites Liturgies de la Presence Divine', wobei die volle Orgel etwa in der Hälfte des Stückes über einer eng kreisenden Basslinie herausdonnert. 

 

Gershwinesca³

Ich schrieb Gershwinesca als Antwort auf den Auftrag des englischen Klavier- und Orgelvirtuosen Wayne Marshall. 

Das rhapsodische Stück würdigt George Gershwin auf der anderen Seite des Ozeans, indem es in einer geistreichen und witzigen Rondoform mehrere Motive des großartigen amerikanischen Komponisten für Jazzorchester in die Erinnerung zurückruft.

 

Bach’orama4 - Orgelfantasie über Themen von Johann Sebastian Bach

Diese Orgelfantasie entwickelt mehrere Themen aus Johann Sebastian Bachs Werken. Die Abfolge der Motive inspiriert verschiede metrische, polyphone oder expressive Strukturen, welche eine rhapsodische Form erzeugen. Das königliche Thema aus dem Musikalischen Opfer, welches einer fugalen Entwicklung des Kyrie II der h-Moll Messe folgt, erscheint in der Mitte dieser Struktur als Höhepunkt dieser Huldigung.

 

Hommage à Jean Langlais5

Dieses symphonische Fresco ist eine Huldigung an meinen großen Freund und Mentor, Komponist und Organist Jean Langlais. Das Werk entwickelt sich in einem rhapsodischen Stil und paart das Prinzip der Sonatenform mit dem der Variation. 

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3 World Premiere: by Wayne Marshall, Royal Festival Hall, London, 30. April 2001.

4 World Premiere: by the composer, St. Nikolaus, Frankfurt/M., 21. March 2004

5 World Premiere: by the composer, St. Peter u. Paul, Ratingen, 25. February 2007.

Die thematischen und bestimmten modalen oder rhythmischen Charakteristika wurden von den Orgelwerken des Meisters von Sainte Clotilde inspiriert: Évocation (aus  Hommage à Rameau), Angélus (aus Chants de Bretagne), freies Improvisationsmotiv, Thema aus dem ersten Satz der Première Symphonie, Prélude Modal (aus Vingt-Quatre Pièces für Hamonium oder Orgel), Acclamations (aus Suite Médiévale), Lumen Christi (aus Incantation pour un Jour Saint), Dialogue sur les mixtures (aus Suite Brève), Salve Regina, Veni creator, Te Deum, Lavaromp ar chapeled (aus Chants de Bretagne). Dieses Stück ist ein Dankbarkeitszeugnis für einen Künstler und Lehrer mit einem blühenden Glauben.

 III. Schlussfolgerung

Wenn ich über die Entstehung meiner Werke und die kompositorischen Spiele nachdenke, welche ich benutze, um diese zu erstellen, stelle ich fest, dass es schwierig ist, einen einzelnen Stil oder irgendeinen systematischen Ansatz zu finden. Um Stravinskys Gedanken dazu wiederhallen zu lassen: ”I never understood a single note of my music, but I have felt it.”  (Ich habe nie eine einzige Note meiner Musik verstanden, aber ich habe sie gefühlt.) Abschließend möchte ich Gott für die Wunder seiner Schöpfung danken, welche ich in priviligierter Weise auf meiner musikalische Reise von Beirut nach Hardheim  schätzen lernen durfte. Ich liebe diese farbenreiche Welt.

Dr Naji Hakim                12 May 2008 - Copyright © 2008 NajiHakim.com